Jahresausflug 2012

Öffentliche Veranstaltung Wolfgang Hübner

"Schau ma mal, ob wir ihn hochkriegen!" - Einmal mit dem Bus mit 120 km/h über die Start- und Landebahn eines internationalen Flughafens zu brettern und so einen Start zu simulieren - dieser Traum ging am Montag für 57 Ausflügler der Freiwilligen Feuerwehr in Erfüllung.

Mit allem hätten wohl die Reisenden gerechnet, als Besichtigungsleiter Matthias Selzer bei der Begrüßung in der Abfertigungshalle eine Überraschung am Ende der Flughafenbesichtigung ankündigte. Als um 12 Uhr die Kirchenlaibacher im Bus über Lautsprecher mithören konnten, dass Selzer für den Bus per Funk beim Tower die Freigabe der Startbahn 1 für eine 3,6 Kilometer lange Spritztour bis zur Bahnrampe anmeldete, traute wohl kaum einer seinen Ohren und kurz darauf seinen Augen. In der Tat: der Tower gab grünes Licht, die komplette Startbahnbeleuchtung schien auf, und Selzer dirigierte Busfahrer Rudi Grassmann über den Zubringer auf die Start- und Landebahn für eine Pistenfahrt. "Jetzt wollen wir doch mal Gas geben, wenn wir schon mal da sind", so ein nicht nur bei dieser Gelegenheit gut gelaunter, mit seinen Kommentaren unterhaltsamer und amüsanter sächsischer "Reiseführer". Die Ausflügler nahmens mit Humor, als Selzer am Ende als "bittere Erkenntnis des Tages" resümieren mußte: "Du hast ihn nicht hochgekriegt".

Die Pistentour war ein Erlebnis, das die Kirchenlaibacher wohl noch lange in Erinnerung behalten werden und nicht nur hautnah eine Menge Gummi der dicken Brummer auf dem Asphalt liegen sahen.

Feuerwehr-Allrounder Max Götz war es, der nach Inbetriebnahme von zwei neuen Feuerwachen am Leipzig/Halle Airport die Idee zu Jahresbeginn zu einer Besichtigung hatte und auch gleich einen Tagesausflug vom Feinsten mit dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal als weiteren Programmpunkt organisierte.

Wenn es den ganzen Tag über von allen Seiten hieß "Das macht der Max ", dann bewies das nur, dass er als Busfahrer (zusammen mit Rudi Grassmann), Versorgungschef und Reiseführer der Dreh- und Angelpunkt schlechthin war. Die Ausflügler mit Feuerwehrchef Herbert Reiss und Kommandant Thomas Hartmann zollten es ihm am Ende mit mächtig viel Applaus.

Nach einer Brotzeit nähe Hermsdorfer Kreuz am Airport angekommen, folgte die obligatorische Sicherheitskontrolle mit Abgabe gefährlicher Gegenstände und Entgegennahme von Besucherausweisen. Der erste Blick hinter die Kulissen eröffnete sich, als die Sicherheitsschleuse dann nicht am Touristenschalter, sondern im Bereich des Personal- und VIP-Eingangs genommen werden durfte. "Hier gehen die Piloten und Stewardessen sowie die Reichen und Schönen durch", witzelte dann auch der Flughafenvertreter. Nach dem erfolgreichem Absolvieren der Personenkontrolle wartete der Bus schon auf dem Vorfeld.

Zeit genug, die dort wartenden Flugzeuge einmal ganz aus der Nähe zu bestaunen, die Versorgung, Fäkalentsorgung, Betankung, den Flugzeugcheck des Piloten zu verfolgen. Aus diesem Bereich, wo der "Normal-Reisende" ja sonst gar nicht hinkommt, wirkt der Flughafen noch gewaltiger als aus den Touristenbereichen. "Leipzig ist Deutschlands größter Airport, zumindestens von der Gesamtfläche gesehen, und mit 235 Strassenkilometer erschlossen", weiß der Betreuer dann auch zu berichten. Auf der Tour durch den Südteil des Flughafens vorbei an Abfertigungsplätzen und Frachtbereich erfahren die Ausflüger allerlei Wissenwertes über die in Leipzig startenden und landenden Flugzeuggattungen von den ganz großen der Branche wie dem Airbus A 380, über Flugzeugtypen wie der Boing 777 mit den größten Triebwerken der Welt mit 3,5 m Durchmesser bis zur zweimotorigen Jesna. Nach der Einweisung gelandeter Maschinen und dem freundlichen Zurückwinken der Piloten führt ein Abstecher in die Feuerwache West. Kein Wunder, dass ihre Begehung nicht nur die Herzen der Feuerwehrler höher schlagen ließen.

Denn was sie hier zu sehen und zu hören bekamen war beeindruckend. Im Zuge des umfangreichen Ausbaus des Leipzig/Halle Airport hatte ein neues Brandschutzkonzept umgesetzt werden müssen, das den Neubau einer Feuerwache im Ost- und im Westteil des Airports erforderlich machte. Innerhalb von drei Minuten muss die Werkfeuerwehr jeden Punkt des Flughafens zum Einsatz erreichen können. Mit der Inbetriebnahme der beiden neuen Feuerwachen 2010 erfüllt der Flughafen die höchsten internationalen Sicherheitsbestimmungen. Die Feuerwache West verfügt über einen direkten Zugang zum Vorfeld West sowie zum Start- und Landebahnsystem. Das Gebäude bietet 17 Stellplätze für Einsatzfahrzeuge, enthält den gemeinsamen Leitstand für die Bereiche Feuerwehr, Sicherheit und Verkehr eingerichtet. Beide Wachen beherbergen zudem Aufenthalts- und Ausbildungsräume sowie Werkstätten. In die Errichtung der beiden neuen Feuerwachen sowie der dazugehörigen Außenanlagen und Zugänge hat der Flughafen Leipzig/Halle rund 20 Millionen Euro investiert. Die Werkfeuerwehr des Airports ist für den abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz, für technische Hilfeleistung sowie für die Absicherung des Flugbetriebes zuständig. 5200 Einsätze vom Kreislaufkollaps bis zur Notlandung zählte die Statistik 2011. Die Schätzungen der Zuhörer lagen da ein wenig daneben. Die Fahrzeugflotte der Werkfeuerwehr selbst umfasst insgesamt 31 Einsatzfahrzeuge, darunter neun Flugfeldlöschfahrzeuge vom Typ Panther. Diese allradgetriebenen Großlöschfahrzeuge führen 12.500 Liter Wasser, 1.500 Liter Schaumbildner sowie 500 Kilogramm Löschpulver mit sich.

Seit Juni 2010 ist der Airport Leipzig/Halle auch Trainingszentrum, das über einen gasbefeuerten Boeing-747-Brandsimulator verfügt. An ihm kann unter realistischen Bedingungen die Brandbekämpfung am Luftfahrzeug trainiert werden. Der Flughafen ist derzeit der einzige Standort in Deutschland, der über eine derartige Ausbildungsanlage verfügt. Der Brandsimulator verbindet Elemente verschiedener Flugzeugtypen. Somit können diverse Szenarien von Fahrwerks-, Triebwerks-, Cockpit- und Bordküchenbränden simuliert werden. Ebenso darstellbar sind Brände im Passagier- und Frachtraum. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, einen Flächenbrand mit einer Größe von rund 100 Quadratmeter zu simulieren. Die Kirchenlaibacher vernahmen den Hinweis sehr wohl, dass auch sie zu Trainingszwecken anreisen dürfen. Vorbei an Prüfhalle und Wassersammelbecken sowie dem Abstecher über die Piste ging die Tour noch vorbei am Tanklager der DHL mit 12000 Kubikmeter Kerusin und dem WorldcargoCenter. Leipzig/Halle Airport ist der drittgrößte Frachtflughafen in Deutschland. Dabei sahen sie noch eines der größten Frachtflugzeuge der Welt: eine der in Leipzig stationierten Antonovs AN-124-100. Diese können rund 170 Tonnen Fracht in den grauen Leipziger Himmel transportieren und weisen 225 Tonnen Kerusin Tankleistung und vier Tonnen Startleistung auf. Die Russen unterhalten nämlich in Leipzig eine Wartungsbasis, auf der sie Flugzeuge selbst reparieren.

Nach diesem beeindruckenden Einblick in das Innenleben einer Berufsfeuerwehr ging es weiter zum größten Nationaldenkmal Deutschlands: dem weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Leipzig zur Völkerschlacht im Oktober 1813. In ihr wurde Napoleons Gewaltherrschaft über Europa durch die Truppen der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden gebrochen wurde. Das monumentale Bauwerk wurde in den Jahren von 1897 bis 1913 im Auftrag des "Deutschen Patriotenbundes" nach Entwürfen des Architekten Bruno Schmitz erbaut. Das vor dem Mahnmal künstlich angelegte Wasserbecken symbolisiert die Tränen der Völker, welche um die über 120.000 Opfer der Schlacht trauerten. Viele nutzten die Gelegenheit zur Besichtigung der Krypta, der Ruhmeshalle und der Kuppelhalle. Die Aussichtsplattform erlaubte einen beeindruckenden Blick über die Dächer der sächsischen Messestadt.

Bei soviel feuerwehrtechnischem und kulturellem Input war als krönender Abschluss natürlich der Besuch des Landgasthofes "Grüne Linde" in Wöllbattendorf bei Hof mit seiner bürgerlichen Speisekarte eine willkommene kulinarische Ergänzung der Reise.

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